Die wahre Geschichte der Seufzerbrücke in Venedig

Die Seufzerbrücke ist eine der bekanntesten Brücken in Venedig. Sie verbindet den Dogenpalast mit dem Gebäude der Neuen Gefängnisse in der Nähe des Markusplatzes.

Diese Brücke ist nicht wie die anderen, die du in Venedig sehen kannst. Sie ist nämlich nicht öffentlich zugänglich und kann nur im Rahmen einer Besichtigung des Dogenpalasts oder der Geheimen Rundgänge überquert werden.

Heute ist sie eine der meistfotografierten Brücken der Welt – auch wenn die meisten Menschen, die sie auf Bildern festhalten, weder ihre Geschichte noch den Ursprung ihres Namens kennen. Deshalb haben wir beschlossen, dir diese Geschichte in diesem Artikel zu erzählen.

Was ist die wahre Geschichte der Seufzerbrücke und ihres Namens?

Vor 1589 wurden Gefangene in Venedig in den Zellen des Dogenpalasts untergebracht. Doch irgendwann beschloss der Senat, angesichts der wachsenden Zahl an Verurteilten, ein benachbartes Gebäude zu errichten, das direkt vom Dogenpalast aus zugänglich war. Selbstverständlich brauchte es eine Brücke, die den Gefangenen den direkten Zugang zu den Verhörzimmern ermöglichte, ohne dass sie nach draußen mussten.

Der Auftrag ging an den Architekten Antonio Contin, der die Brücke – wie vom amtierenden Dogen Marino Grimani gewünscht – aus istrischem Stein und komplett geschlossen baute.

Ihren Namen verdankt die Brücke dem Bild, das man mit den Gefangenen verbindet. Man kann sich gut vorstellen, wie sie beim Überqueren den Kopf drehten, durch die kleinen Fenster aus Marmor blickten – vielleicht zum letzten Mal – um einen letzten Blick auf Venedig und die Lagune zu werfen, während sie einen Seufzer ausstießen.

Das ist sicher kein fröhliches Bild – aber vermutlich eines, das der Wahrheit sehr nahekommt.

Jetzt, da du die Geschichte der Seufzerbrücke kennst, verstehst du sicher, dass ihr Name nichts mit der romantischen Vorstellung ewiger Liebe zwischen Liebenden zu tun hat – ein Märchen, das jemand sich ausgedacht hat.

Was sieht man durch die Fenster der Seufzerbrücke?

Antonio Contin entwarf die Seufzerbrücke als geschlossenes Bauwerk mit jeweils zwei kleinen Fenstern auf jeder Seite, die er in den Marmor einarbeitete.

Und was sieht man durch diese kleinen Fenster? Die wunderschöne Insel San Giorgio Maggiore mit der gleichnamigen Kirche und dem Glockenturm, umgeben von der Lagune.

Ein Bild, das man nie vergisst – besonders, wenn man daran denkt, dass es genau dasselbe war, das die Gefangenen vor hunderten Jahren beim Überqueren der Brücke sahen.

Lord Byron und die Seufzerbrücke: eine Anekdote

Wie du vielleicht weißt, lebte Lord Byron eine Zeit lang in Venedig. Während dieses Aufenthalts schrieb er ein Gedicht mit dem Titel Venice, das so beginnt:

„Ich war in Venedig auf der Seufzerbrücke;

auf der einen Seite ein Palast, auf der anderen ein Gefängnis;

ich sah ihre Silhouette aus dem Wasser auftauchen

wie durch den Zauberstab eines Magiers.“

Dank dieses Gedichts wurde der Name „Seufzerbrücke“ auch im Ausland bekannt – auf Englisch als Bridge of Sighs.

Wie Lord Byron kannst auch du die Brücke betreten und Venedig aus derselben Perspektive betrachten. Mach ein Foto – es wird eine der schönsten Erinnerungen an deinen Urlaub in Venedig sein.